Balkontomaten

Wenn im Sommer die roten Tomaten in Nachbars Garten leuchten, bekommt mancher Hobbygärtner Lust, sein eigenes Gemüse zu ziehen. Leider hat nicht jeder, der es sich wünscht, ein eigenes Grundstück. Warum also nicht den Balkon in eine kleine Gemüseoase verwandeln?

Auch Pflanzen haben ihre Vorlieben

Sonnenlicht und Wärme sind zwar wichtig für die Pflanzen, aber ein südlich gelegener Balkon heizt sich im Hochsommer doch sehr auf. Ein Sonnensegel tut nicht nur den Menschen, sondern auch den Balkonpflanzen gut.
Das Bewässern könnte im Hochsommer allerdings zum Dauerjob werden. Zu viel soll es nicht sein – aber auch nicht zu wenig. Auf die Blätter mögen viele Pflanzen nicht gegossen werden. Schnell reagieren die Pflanzen und neigen zu Krautfäule. Staunässe vertragen die Pflanzen ebenso wenig. Ein Perlatorschlauch, der das kühle Nass direkt an die Wurzeln bringt, sorgt auf bequeme Weise kontinuierlich für die erforderliche Wassermenge.

Tomatenpflanze sucht Quartier

Wer auf seinem Balkon Tomatenpflanzen ziehen möchte, sollte sich auf die Bedürfnisse seiner neuen Mitbewohner einstellen.

Ideale Bedingungen für eine reiche Ernte bietet ein Pflanzplatz mit:

  • mindestens 8 Stunden Sonnenlicht
  • Wärme, aber ohne Wüstenhitze
  • Schutz vor Regen und Wind
  • ausreichend Wasser ohne Staunässe
  • gehaltvollem Boden

Pflanzgefäße gibt es in den verschiedensten Ausführungen und Größen.
Für eine Tomatenpflanze ist ein Topf mit einem Fassungsvermögen von 7 bis 12 Litern Erde ausreichend.
Kunststofftöpfe halten die Feuchtigkeit besser. Allerdings passiert es auch eher, dass die Pflanze zu viel Wasser abbekommt und ständig nasse Füße hat. In weiterer Folge faulen die Wurzeln und die Pflanze stirbt ab. Wer ein gutes Gefühl für das richtige Gießen hat, kann sich aber über Töpfe mit leichterem Gewicht freuen. Auch zu reinigen sind Kunststofftöpfe leichter. Gerade aber beim Einsatz auf dem Balkon wird Plastik schneller spröde und zerbricht. Bei Sturm stehen Plastiktöpfe auch auf dem Balkon nicht sehr sicher.
Ein 12 Liter – Terrakottatopf ist natürlich nicht so bequem in den vierten Stock hinauf zu schleppen, besonders wenn es keinen Lift gibt. Aber wenn er einmal mit Erde gefüllt auf dem Balkon steht, schmeißt ihn nichts so leicht um. Das Material ist atmungsaktiv und die Feuchtigkeit kann über die Seitenwände verdunsten. Ein Nachteil sind die Kalkränder, die sich nach einiger Zeit bilden. Reinigen lassen sich die Töpfe nicht so bequem. Auch wenn nicht offensichtlich Schädlinge oder Pilzsporen zuvor den Topf bevölkert haben, lohnt sich bei kleineren Töpfen ein Aufenthalt im Backrohr, bei größeren ein „Ausbrennen“ mit einem Heißluftföhn, der immerhin Maximaltemperaturen von 600 Grad erreicht.
Pflanzsäcke aus Vliesstoff sind eine neuere Möglichkeit, beispielsweise Balkontomaten, auf dem Balkon zu ziehen. Die Taschen sind im leeren Zustand leicht zu transportieren und haben die Wasser- bzw. Luftdurchlässigkeit eines Tontopfs. Die Standfestigkeit bei Sturm hängt vor allem von der Menge und der Feuchtigkeit des Pflanzsubstrates – und dadurch von dessen Gewicht – ab.

Vom Samen zum Pflänzchen

Auch am Balkon sollten Pflänzchen erst ausgesetzt werden, wenn im Mai Pankratius, Servatius, Bonifatius und die nasse Sophie vorbeigezogen sind.
Bereits im Februar oder März kann man aber damit beginnen, auf der Fensterbank selbst Pflänzchen ziehen. Dazu eignen sich Anzuchtgefäße aus Torf, die dann mit eingepflanzt werden können, oder auch kleine Joghurtbecher oder Ähnliches. Manche Gärtner verwenden auch Eierkartons oder sogar Eierschalen. Es ist wichtig, dass überschüssiges Wasser durch ein kleines Loch im Boden abfließen kann.
Mit der Verwendung von nährstoffarmer Anzuchterde ist man meist gut beraten. Die Samen werden nur leicht mit Erde bedeckt, denn sie gehören zu den Lichtkeimern. Die Erde soll warm und feucht gehalten werden, aber nicht nass sein. Eine Abdeckung mit Klarsichtfolie hilft dabei, soll aber täglich geöffnet werden, um Schimmel vorzubeugen. Wenn die Pflänzchen das zweite Blattpaar entwickelt haben, werden sie vereinzelt, in größere Töpfchen gepflanzt und etwas kühler gestellt. Mit etwa 20cm steht dann der letzte Umzug in den großen Pflanztopf auf dem Balkon an.
Wer möchte, kann beim letzten Umtopfen spezielle Tomatenerde verwenden. Hier ist der Startdünger gleich inkludiert.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Pflanzen, schätzen Tomaten nämlich immer denselben Standort, in den idealerweise im Herbst des Vorjahres die zerkleinerten Reste der Tomatenpflanzen als Flächenkompost eingearbeitet wurden.

Wer die Wahl hat, hat die Qual

Ob man nun selbst Pflanzen zieht oder beim Gärtner fertige Pflänzchen kauft: in jedem Fall sollte auf die Sorte geachtet werden.
Üblicherweise ist aber das Sortenangebot bei Samen viel größer als bei Pflänzchen. Es lohnt sich also, die Arbeit der Anzucht auf sich zu nehmen! Kleinere Pflanzen mit kompaktem Wuchs sind für den Balkon besser geeignet als Pflanzen mit weiten Ausläufern. Sie werden deshalb tatsächlich als Balkontomaten bezeichnet. Die kleinen, buschigen Pflanzen mit den Minifrüchten müssen nicht ausgegeizt oder hochgebunden werden. Auch Hängetomaten machen in einer Blumenampel ein nettes Bild und benötigen nicht viel Platz.

Nette Gesellschaft

Sie trägt auch bei Tomatenpflanzen dazu bei, dass sie sich wohlfühlen. Während mit Erbsen kein Frieden im Topf herrschen wird, da sie einen ähnlichen Platzbedarf haben und auch Fenchel und Rotkohl als Nachbarn nicht gern gesehen sind, gibt es durchaus auch nette Nachbarn: Für den Pflanztopf eignen sich besonders Basilikum, Petersilie, Knoblauch oder Gartenkresse, die in der Kombination nicht nur hübsch aussehen, sondern Blattläuse und andere Schädlinge von den Tomaten fernhalten.
Dann steht einer reichen Ernte auf Balkonien nichts mehr im Wege.