Aktuell dominieren vier westliche Firmen den Welthandel mit landwirtschaftlichen Produkten. Diese Unternehmen werden als „ABCD“ abgekürzt.
Zu den derzeit wichtigsten Produkten des Welthandels mit landwirtschaftlichen Rohstoffen gehören Mais, Weizen und Sojabohnen. Abhängig von der Nachfrage, der Marktsituation, dem Preis und der Qualität werden die Rohstoffe als Nahrungsmittel, Futtermittel oder Agrokraftstoff gekauft.
Die richtungsweisenden Konzerne
Aktuell sind besonders vier Konzerne im Im- und Export von Agrarrohstoffen erfolgreich. Bei diesen Unternehmen handelt es sich um Archer Daniels Midland, Bunge, Cargill sowie um die Louis Dreyfus Company. Die vier Unternehmen werden in Fachkreisen häufig als „ABCD“ oder „ABCD-Gruppe“ bezeichnet. Bei den drei erstgenannten Konzernen handelt es sich um amerikanische Unternehmen, bei der Louis Dreyfus Company um ein Unternehmen mit Hauptsitz in Amsterdam in den Niederlanden.
Die Unternehmen, die zur ABCD-Gruppe gehören, sind sehr gut informiert über Ernten, Währungsschwankungen, Preise, Wetterprognosen und weltweite politische Entwicklungen. Täglich analysieren die Finanzexperten der Konzerne neueste Informationen aus den Anbaugebieten.
Alle vier Unternehmen haben eigene Tochterunternehmen gegründet, welche den Handel mit Agrarrohstoffen risikolos gestalten. Die Geschäfte der Tochterunternehmen sind primär auf spekulative Geschäfte an den internationalen Warenterminbörsen ausgerichtet.
Alle Konzerne wurden zwischen 1818 und 1902 gegründet. Bis auf Archer Daniels Midland befinden sich noch immer alle Unternehmen im Familienbesitz. Die Unternehmen handeln und transportieren. Darüber hinaus verarbeiten sie auch viele Rohstoffe. Die Unternehmen verfügen über Hochseeschiffe, Eisenbahnen, Häfen, Raffinerien, Ölmühlen, Silos und Fabriken. Ihr gemeinsamer Anteil am Weltmarkt liegt aktuell bei rund 70 %. Cargill ist Marktführer, danach folgend ADM, Dreyfus und Bunge.
In den letzten Jahren hat der staatliche Getreidehändler Cofco aus China die ABCD-Gruppe als Hauptaufkäufer von brasilianischem Soja und Mais überholt. Der Anteil der ABCD-Gruppe an den Getreideexporten des Landes sank binnen kürzester Zeit von 46 % auf 37 %. Auf Cofco entfielen aus dem Stand 45 %.
Auch ein russisches Unternehmen mischt seit ein paar Jahren ganz oben mit: 2015 nahm der Getreidehändler RIF eine Spitzenposition unter den Exporteuren ein. Das im Jahr 2010 gegründete Unternehmen mit Sitz im russischen Rostow am Don verdrängte die drei bis dato größten Händler Glencore (Schweiz), Cargill (USA) und Olam (Singapur) von den Spitzenrängen. Der Aufstieg von RIF untermauert die zunehmende Bedeutung Russlands als wichtiger Weizenexporteur sowie die Position Chinas als relevanter Getreideimporteur.
Investieren in Agrar-Aktien
Investments in Agrarflächen und Wälder schlagen den regulären Aktienmarkt bei Weitem. Wer keine Ländereien kaufen möchte und sich keine Bewirtschaftung zutraut, kann auf andere Weise als Anleger aktiv werden: In Deutschland gibt es die Möglichkeit, in Aktien zu investieren. Zwar ist die Anzahl der börsennotierten Agrarunternehmen hierzulande noch recht überschaubar, dennoch besteht die Option in diese Branche zu investieren.
Neben steigenden Umsätzen und Gewinnen der Agrarunternehmen wird deren aktueller Erfolg an der Börse auch von einer „neuen Landlust“ angetrieben. Zahlreiche Investoren sehnen sich nach greifbaren Werten, beziehungsweise Anlegergeldern in den Agrarsektor.
Jeder, der landwirtschaftliche Aktien kauft, investiert in „harte Sachwerte“ (beispielsweise Ackerland, Ölmühlen, Viehweiden, Silos und Häfen). Im Vergleich zu Investitionen in Währungen, wie dem Euro, dem US Dollar oder dem Yen, sind Investitionen in Agrarunternehmen handfester und vermitteln ein sichereres Gefühl. Währungen können von starken Kursschwankungen betroffen sein, Agraraktien hingegen gelten als stabil und wenig schwankungsanfällig.
Beispielsweise wertete der Euro im Vergleich zu Land deutlich ab: Im Jahr 2005 betrug der Verkaufspreis für einen Hektar Acker- und Weideland in Deutschland noch 8.692 Euro. Nur eineinhalb Jahre später klettere der Verkaufspreis bereits auf durchschnittlich 13.493 Euro. Nominal ist dies ein Plus von 55 %, inflationsbereinigt immerhin noch ein Plus von 47 %.
Die Marktführer in Deutschland
Das größte börsennotierte Agrarunternehmen in Deutschland ist derzeit die KTG Agrar. Das Unternehmen bewirtschaftet circa 42.000 Hektar in Deutschland, Litauen und Rumänien.
Eine interessante Alternative zur KTG Agrar ist das Unternehmen Agrarius aus Rumänien. Agrarius besitzt rund 3.4000 Hektar Land.
Auch die Tonkens Agrar gehört zu den größeren börsennotierten Unternehmen aus dem Bereich der Landwirtschaft. Bei der Tonkens Agrar handelt es sich um ein Unternehmen aus Deutschland. Tonkens Agrar besitzt rund 3.000 Hektar Land.
Globales Investieren
Wer sich traut, Anteilsscheine internationaler Agrarunternehmen zu kaufen, der wird insbesondere in Neuseeland, Australien und in Nord- und Südamerika schnell fündig. Die Unternehmen in diesen Ländern sind eine ernstzunehmende Konkurrenz zu den deutschen Mitbewerbern. Ihr Marktwert liegt häufig über der magischen „Milliarden-Dollar-Grenze“.
Investieren oder nicht? – Chancen und Risiken
Die Aktienkurse der börsennotierten Agrarunternehmen könnten bald steigen. Die Gründe hierfür sind vor allem die steigenden Rohstoffpreise und die große Nachfrage nach landwirtschaftlich nutzbarem Boden. Die Corona Pandemie hat diesen Trend weiter befeuert. Die Investitionen sind trotz bester Prognosen allerdings nicht risikolos: Anleger sind immer den konjunkturellen Schwankungen der Börse ausgeliefert. Sobald der Dax an Wert verliert, fällt auch der Wert von Agrarpapieren.
Sind Fonds eine gute Alternative?
So gut wie alle wichtigen Finanzinstitutionen legen offene Agrarfonds auf. Unternehmen und Konzerne aus der gesamten landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette gehören mit ihren weltweit ausgerichteten Portfolios zu den für Fonds-Entwicklungen relevanten Treibern offener Fonds. Von zentraler Bedeutung sind insbesondere Firmen, die Viehzucht und Ackerbau betreiben, Wälder verwalten und Biokraftstoff produzieren.
Geschlossene Fonds hingegen spezialisieren sich sehr häufig auf einen Sektor. Der Fokus liegt hier meist auf Forstflächen oder Farmen. Sehr selten sind Fonds aus dem Sektor Weinbau. Als Ausnahme kann hier das bayerische Erfolgsunternehmen Grapevault Wein Investments benannt werden.
Sehr breit aufgestellt sind Indexfonds. Diese Fonds spiegeln beispielsweise die Wertentwicklungen einzelner Rohstoffe wider.
Die Vor- und Nachteile von Fonds
Genau wie bei Aktien müssen auch bei Fonds die Investoren ihre landwirtschaftlichen Unternehmen nicht selbst verpachten oder bewirtschaften. Auf der anderen Seite haben die Investoren dafür dann auch keinen direkten Zugriff auf ihr Eigentum. Nachteilig für Anleger ist auch, dass diese sich, wenn die Entscheidung auf einen geschlossenen Fonds fällt, über Jahre binden.
Aktuelle Prognosen
Agrarrohstoffe und deren Preise folgen immer einem typischen Zyklus: Wenn die Ernten schlechter sind als erwartet, steigen die Preise für landwirtschaftliche Rohstoffe aufgrund von Knappheit. Anschließend wird in den Folgejahren mehr in Böden, Maschinen, Dünger und Transportwege investiert. Missernten sollen nicht noch einmal das Angebot so sehr verringern, dass es zu massiven Preissteigerungen kommt. Dem wird mit weiteren Investitionen entgegengewirkt.
Aufgrund der zusätzlichen Inventionen kann das Produktionsvolumen gesteigert werden und die Preise normalisieren sich wieder. Abhängig vom genauen Produktionsvolumen können sich die Preise sogar auf einem niedrigeren Niveau einpendeln als vor der Krise. Obwohl die Preise für Agrarerzeugnisse schwanken können, gelten Aktien und Fonds aus dem Sektor Landwirtschaft grundsätzlich als sicher und krisenfest.
Bis allerdings mehr Geld in die Agrarwirtschaft fließt, kann es teilweise mehrere Jahre dauern. In der Zwischenzeit sind insbesondere Menschen, die in Schwellen- und Entwicklungsländern leben, direkt von den steigenden Lebensmittelpreisen betroffen. Wetten und auch Investitionen auf, beziehungsweise in, Agrarrohstoffe werden aus moralischen Gesichtspunkten daher kontrovers diskutiert.