Die Kartoffel gilt als eines der beliebtesten Grundnahrungsmittel der Deutschen. Rund 50 Kilogramm Kartoffeln isst jeder Deutsche pro Jahr – als Brat- oder Pellkartoffeln, Pommes Frites, Chips oder Kartoffelpüree. Das ursprünglich aus Südamerika stammende Nachtschattengewächs ist seit dem 16. Jahrhundert in Europa bekannt.
Zunächst noch argwöhnisch beäugt setzte die Kartoffel in vielen europäischen Ländern schnell zu einem Siegeszug an. Gründe dafür sind der hohe Nährwert und der einfache Anbau von Kartoffeln. Dabei entwickelte sich schnell eine beachtliche Sortenvielfalt.
Die Entwicklung der Kartoffel bis in die heutige Zeit
Kartoffeln waren früher in unzähligen Formen, Größen und auch Farben erhältlich. Das Farbspektrum changierte dabei von Violett und Tiefrot, über Rosa, bis hin zu Gelb und fast Weiß. Der Geschmack der unterschiedlichen Sorten deckte ebenso ein sehr breites Spektrum ab. Viele der früher bekannten Kartoffelsorten jedoch sind inzwischen ausgestorben.
Spaziert man heute über Bauernmärkte, oder durch den Supermarkt, fällt auf, dass jeweils nur wenige unterschiedliche Sorten im Angebot sind. Für die Produzenten hat es sich als wirtschaftlicher erwiesen sich auf nur wenige Kartoffelsorten zu fokussieren, die dafür in einer hohen Anzahl produziert werden.
Gewählt wurden dafür Sorten, die besonders ertragreich sind und sich gut weiterverarbeiten lassen. Leider hatte dies zur Folge, dass die Kartoffel auch geschmacklich an Varianten und Intensität einbüßte. Denn ertragreiche und gut zu verarbeitende Sorten sind nicht unbedingt die geschmacksintensivsten.
Alte Sorten, die auch heute noch angebaut werden
Einige der alten Kartoffelsorten haben die Zeit zum Glück überdauert. Kleinere Direkterzeuger bieten sie in ihren Hofläden an, wo sie oft zu Verkaufsschlagern werden. Denn viele Kunden schätzen heute wieder die Geschmacksvielfalt der alten Sorten, die von buttrig über nussig bis hin zu cremig reichen kann.
Sehr gut etabliert hat sich inzwischen die Sorte Bamberger Hörnchen. Sie ist sehr schmal und geschlängelt im Wuchs, verfügt über eine graugelbe Schale und hellgelbes Fleisch, das kräftig nussig schmeckt. Da sie nur geringe Erträge bringt, wurde sie vom industriellen Kartoffelanbau nie beachtet.
Cremig schmeckt die ertragreichere Sorte Bintje. Sie kommt optisch den aus dem Supermarkt bekannten modernen Kartoffelsorten sehr nahe, denn sie ist groß, rund und gelbschalig.
Die Sorte Blaue Schweden wird auch Blue Congo genannt und ist durch ihre fast schon schwarze Schale optisch sehr auffällig. Das Fleisch der rundovalen Sorte ist violett bis blau marmoriert und behält ihre Farbgebung auch nach der Verarbeitung bei. Der Geschmack ist nussig mit einer würzigen Note.
Wie man selbst zum Kartoffelbauern wird
Wer gerne zu jeder Zeit selbst auswählen möchte, welche Kartoffelsorten zu Hause auf den Tisch kommen, kann Kartoffeln auch selbst anbauen. Das gelingt sowohl im Gartenbeet als auch im Blumentopf. Wichtig ist lediglich, dass ein möglichst sonniger und heller Platz für den Kartoffelanbau zur Verfügung steht.
Außerdem mögen Kartoffelpflanzen keine Staunässe, weshalb ein möglichst wasserdurchlässiger Boden für den Anbau ausgewählt werden sollte. Wer schweren Lehmboden im Garten hat, kann diesen mit Sand mischen und so ein wenig auflockern. Nährstoffarme Böden sollten zunächst mit Dünger bearbeitet werden. Dafür eignen sich Kompost, reifer Mist oder Dünger aus dem Gartenfachmarkt.
Erst vorkeimen, dann pflanzen
Ab März lässt man Kartoffeln vorkeimen. Dazu wird eine Kiste mit möglichst nährstoffreicher Erde gefüllt. Darin legt man die Saatkartoffeln für rund zwei Wochen so aus, dass sie etwa zur Hälfte in der Erde stecken. Wohl fühlen sich die meisten Kartoffeln im Keller. Wer keinen Keller hat sollte die Kiste an einem dunklen Ort bei einer Temperatur von höchstens 15 Grad lagern. Frühkartoffeln dürfen schon ab Februar auskeimen und brauchen in der Keimphase Licht. Hier kann man die Kiste zum Beispiel ins Gewächshaus stellen.
Für die meisten Kartoffelsorten geht es im April weiter. Dann, oder spätestens im Mai, werden die vorgekeimten Kartoffeln ins Beet oder in Blumentöpfe gesteckt. Der Trieb zeigt dabei immer nach oben. Aus jeder Saatkartoffel entsteht eine Kartoffelpflanze. Die Saatkartoffel benötigt eine Bodentiefe von acht bis zehn Zentimetern. Wer keine Einzeltöpfe benutzt, muss auf genügend Abstand zwischen den Saatkartoffeln achten. Ideal sind 30 bis 40 Zentimeter.
Die Saatlöcher müssen anschließend wieder komplett mit Erdreich bedeckt werden. Am besten setzt man die Kartoffeln in Reihen aus, wie auf dem Acker. Zwischen den Reihen empfiehlt es sich einen Abstand von rund 80 Zentimetern einzuhalten. Zum Ende des Pflanzvorganges häufelt man über den gesetzten Reihen einen Damm aus Erde auf, unter dem die Kartoffeln in Ruhe wachsen können.
Die richtige Pflanzenpflege
Während der Wachstumsphase ist darauf zu achten, dass die Kartoffeln immer mit Erde bedeckt bleiben. Denn werden sie vom Sonnenlicht beschienen, bilden sich giftige grüne Stellen auf der Kartoffelschale. Dafür häufelt man die Erde an, was im Klartext bedeutet, dass man immer wieder den bei der Pflanzung gesetzten Damm korrigiert und durch die Witterung verflogene Erde erneuert. Am besten häufelt man alle zwei bis drei Wochen.
Außerdem muss die Höhe der aus dem Boden herauswachsenden grünen Kartoffelpflanze beobachtet werden. Hat die Pflanze eine Höhe von rund 25 Zentimetern erreicht, sollte 15 Zentimeter Erdreich aufgeschüttet werden. Das ist anstrengend, aber während einer Wachstumsphase höchsten zweimal erforderlich.
Gießen muss man die Pflanzen nur bei länger anhaltender Trockenheit. Es lohnt sich gelegentlich nach Kartoffelkäfern Ausschau zu halten und diese von den Pflanzen abzulesen.
Bei Kartoffeln, die im Blumentopf wachsen, kann man ganz ähnlich vorgehen. Der große Vorteil besteht hier außerdem darin, dass der Blumentopf versetzt werden kann, um etwa starker Witterung auszuweichen.
Die Kartoffelernte
Sobald man beobachtet, dass die grünen Blätter der Kartoffelpflanze beginnen welk zu werden, kann man sich auf die Kartoffelernte vorbereiten. Das passiert ungefähr drei Monate nach dem Pflanzen. Die Kartoffeln findet man dann direkt unter dem Haupttrieb und in einem Umkreis von einem halben Meter darum herum.
Zur Ernte benutzt man am besten eine Grabgabel, mit der man steil in das Erdreich sticht, um das Erdreich dann mit der nun schräg gesetzten Grabgabel nach oben zu befördern. Dabei gelangt man an die Kartoffeln, ohne sie zu verletzen.
Wer unsicher ist, ob die Kartoffeln wirklich schon reif sind, gräbt zunächst nur eine Pflanze aus. Wenn die Kartoffeln sich gut von der Pflanze lösen und man die Kartoffelschale nicht abreiben kann, sind die Kartoffeln reif. Ein Kilogramm Saatkartoffeln ergibt zehn Kilogramm Ernte.