Ökologische Landwirtschaft vs. konventionelle Landwirtschaft

Bio-Produkte boomen in Deutschland, denn alles was Bio ist, erfreut sich hierzulande eines hervorragenden Rufes. Bio-Landwirten eilt der Ruf voraus, dass sie mit ihren Bewirtschaftungsflächen und Tieren umwelt- und klimafreundlicher, und auch achtsamer umgehen würden als die mit konventionellen Methoden arbeitenden Landwirte. Ob die ökologische Landwirtschaft vor der konventionellen immer die Nase vorn hat, und worin die Unterschiede zwischen beiden landwirtschaftlichen Formen liegen, ist hier zu erfahren.

Die konventionelle Landwirtschaft im kurzen Überblick

Die konventionelle Landwirtschaft ist in erste Linie auf Effizienz ausgelegt. Das heißt, dass der konventionelle Landwirt möglichst hohe Erträge an Marktfrüchten, also an landwirtschaftlichen Produkten, mit möglichst wenig Einsatz erwirtschaften möchte. Deshalb pflanzt er seine Ackerfrüchte in der Regel in engeren Abständen als der Bio-Landwirt. Auch verkürzt er die Fruchtfolge gegenüber dem ökologischen Modell.

Konventionelle Landwirte sind darüber hinaus häufig auf Monokulturen spezialisiert, da diese höhere Erträge versprechen. Gentechnisch veränderte Pflanzen sind für die konventionelle Landwirtschaft zudem kein Fremdwort. Beim Schutz vor Pilzen, Insekten und Unkraut verwendet man vor allem chemisch-synthetische Mittel – das sind Pestizide, Fungizide oder Herbizide.

Vieh wird im Rahmen der konventionellen Landwirtschaft oftmals ausschließlich im Stall, also ohne Freigangmöglichkeit, gehalten. Auch haben die Tiere im Stall meist wenig Platz. Damit das auf engem Raum beieinander stehende Vieh sich durch den Platzmangel, und dadurch aufkommenden Stress, nicht gegenseitig verletzt, kupieren konventionelle Landwirte häufig Schnäbel und Schwänze der Tiere. Kühen werden die Hörner entfernt um Verletzungsgefahren vorzubeugen.

Weiterhin werden in der konventionellen Landwirtschaft vermehrt große Maschinen zur Bewirtschaftung von Ackerbauflächen verwendet. Diese sind im Betrieb nicht immer umwelt- und klimafreundlich. Damit die Pflanzen schneller wachsen werden oftmals künstliche Dinger benutzt, die aus Stoffen wie Kalium, Phosphor oder Stickstoff bestehen.

Die ökologische Landwirtschaft im kurzen Überblick

Die ökologische Landwirtschaft arbeitet in vielen Punkten anders, als die konventionelle. Gentechnisch veränderte Pflanzen sind hier beispielweise tabu. Alle Marktfrüchte sollen nachhaltig und in ökologisch vertretbarer Form hergestellt werden.
Zum Schutz vor Insekten und weiteren Schädlingen werden demnach natürliche Stoffe benutzt. Zum Beispiel Kupfer, Bienenwachs, Schwefel und Pflanzenöl. Außerdem setzen ökologische Landwirte auf ein sich selbst regulierendes System zur Schädlingsbekämpfung. Sie setzen also Nützlinge auf die Schädlinge an. Nützlinge wie Schlupfwespen und Marienkäfer entfernen auf ganz natürliche Art und Weise Schädlinge wie die Blattlaus, oder den Apfelwickler.
Damit von vorneherein weniger gedüngt werden muss entscheiden sich Bio-Landwirte für robuste Pflanzensorten, und gönnen ihren Böden mehr Verschnaufpausen. Dadurch werden die Anbauflächen weniger ausgelaugt und beinhalten von Grund auf mehr Nährstoffe. Die Pflanzen ziehen somit nahezu alles, was sie zu einem kräftigen Wachstum benötigen, aus dem Boden, weshalb Nährstoffe nicht mehr in hohem Maße künstlich in den Boden eingebracht werden müssen. Die wenigen Dünger, die verwendet werden, bestehen aus organischen Stoffen. Mist, Kompost und Dung sind hier die Klassiker.
Viele Bio-Bauern setzen auf einen intelligenten hofeigenen Kreislauf von Marktfrüchten. Es wird lediglich so viel Vieh gehalten, wie mit den eigenen pflanzlichen Erzeugnissen des Hofes gefüttert werden kann. Der Kuhdung wird im Gegenzug als Dünger auf dem Feld verwendet. Dadurch entstehen autarke Hofversorgungssysteme.
Die Tierhaltung führen ökologisch arbeitende Landwirte in artgerechter Art und Weise durch. Die Tiere sind keine reinen Stalltiere, sondern haben regelmäßigen Auslauf. Sie stehen im Stall außerdem nicht so eng beieinander wie bei der konventionell geführten Tierhaltung. Das Kupieren von Schnäbeln und Schwänzen ist im Rahmen der ökologischen Landwirtschaft verboten. Gefüttert wird mit biologisch hergestelltem Tierfutter, selbst dann, wenn der eigene Betrieb auf Tierhaltung spezialisiert ist und keine eigenen Futterpflanzen angebaut werden. Erkrankte Tiere werden zudem mit Naturheilmitteln und nicht mit chemischen Medikamenten behandelt.

Direkte Auswirkungen auf das Klima durch Viehhaltung und Ackerbau im Vergleich

Wie zu sehen ist, entscheiden sich der ökologische und der konventionelle Ansatz der Landwirtschaft in zahlreichen Punkten. Was dies detailliert bedeutet und welcher Ansatz letztendlich besser ist, soll nun dargestellt werden. Dabei werden konkrete Aspekte unter die Lupe genommen. Zunächst die möglichen Auswirkungen der Landwirtschaftsformen auf das Klima.

Die Landwirtschaft ist verantwortlich für einen hohen Ausstoß an Treibhausgasen. Dabei steht der Ausstoß von Kohlendioxid, Methan und Lachgas im Fokus. Alle genannten Gase tragen zur Klimaerwärmung bei. Methanemissionen sind eng mit der Viehwirtschaft verknüpft. Durch den Verdauungsprozess produzieren Rinder, Schweine oder Schafe Methan. Lachgas entsteht als Nebenprodukt von mineralischer Stickstoffdüngung auf Äckern und Feldern. Grünfutter ist für den Verdauungstrakt der Tiere bekömmlicher. Während des Verdauungsvorgangs werden weniger Methangase produziert und von Tieren ausgestoßen.
Setzt man beide Landwirtschaftsformen zueinander in Vergleich ist ersichtlich, dass die ökologische Landwirtschaft bei der Produktion von Marktfrüchten insgesamt weniger Klimagase produziert, als die konventionelle. Beim Bio-Landbau wird auf Mineraldünger verzichtet, weshalb die Lachgasemissionen deutlich niedriger liegen, als beim konventionellen Landbau. Auch die Methanproduktion ist bei der ökologischen Landwirtschaft niedriger. Der Grund dafür ist, dass das Vieh hier mit einem höheren Anteil an Grünfutter gefüttert wird. Konventionelle Betriebe verfüttern häufig Kraftfutter auf das Bio-Bauern verzichten.
Sowohl beim Ackerbau als auch bei der Viehhaltung schneidet die ökologische Landwirtschaft besser ab als die konventionelle.

Indirekte Auswirkungen auf das Klima im Vergleich

Um ein komplettes Bild hinsichtlich der Emissionsrate in der Landwirtschaft zu erhalten, muss auch der Ausstoß an indirekten Treibhausgasen näher betrachtet werden. Dadurch nämlich, dass ökologisch arbeitende Landwirte eine höhere Ackerfläche benötigen, um die gleiche Menge an Marktfrüchten zu produzieren, steigt hier die Emissionsrate im direkten Vergleich. Dasselbe gilt für die Viehzucht. Bio-Bauern halten weniger Vieh auf der gleichen Fläche, da sie den Tieren jeweils mehr Platz gewähren.
Dies trübt das positive Bild der ökologischen Landwirtschaft hinsichtlich der Klimabilanz ein wenig. Insgesamt gesehen handelt es sich aber dennoch um die klimaschonendere Art der Landwirtschaft. Die meisten Emissionen in diesem Bereich gehen auf die Viehwirtschaft zurück. Dabei ist es egal, ob es sich um ökologische oder konventionelle Landwirtschaft handelt.

Die Auswirkungen auf Grundwasser und Böden im Vergleich

Für jeden Landwirt sind seine Böden ein wertvolles Gut. Denn ist die Anbaufläche für Marktfrüchte ausgelaugt oder geschädigt, gehen die Erträge deutlich zurück. Darüber hinaus sind Verunreinigungen dringend zu vermeiden. Durch Überdüngung der Böden im Rahmen der konventionellen Landwirtschaft entstehen dennoch häufig Boden- und Grundwasserverunreinigungen.
Durch die Überdüngung der Böden mit mineralischen Düngern lagert sich gegebenenfalls zu viel Nitrat in den Böden ab. Die ökologische Landwirtschaft düngt auch, und auch daraus entstehen Nitratablagerungen. Allerdings ist der Nitratanteil geringer, wenn mit Dung oder Mist gedüngt wird. Die Reduzierung des Nitrat- und des ebenfalls schädlichen Stickstoffanteils in Böden und Grundwasser liegt bei fast 30 Prozent.

Die Auswirkungen des Einsatzes von Pestiziden

In der konventionellen Landwirtschaft ist der Einsatz von Pestiziden zum Schutz der Erträge vor Pilzen, Insekten und Unkraut an der Tagesordnung. In Deutschland dürfen etwa 270 verschiedene Pestizide hierfür verwendet werden. Allerdings greifen die verwendeten Stoffe nicht ausschließlich ihre Hauptgegner, also Unkraut, Pilze und Insekten an, sondern wandern auch in die Böden und von dort in das Grundwasser. Außerdem verbreiten sie sich auch über die Luft.
Auch werden durch Pestizide Pflanzen geschädigt oder ausgemerzt, die zwar für den Ackerbau nicht förderlich sind, jedoch eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten und Vögel darstellen, die rund um die landwirtschaftlichen Anbauflächen leben. Dadurch finden diese weniger Nahrung und die Bestände werden minimiert. Besonders hart trifft dies Bienenbestände.
Der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden ist in der ökologischen Landwirtschaft verboten. Hier werden biologische Pestizide benutzt, die aber ebenfalls Böden, Grundwasser sowie Insekten und Vögel schädigen können. Positiv ist hier herauszuheben, dass insgesamt weniger Pestizide verwendet werden müssen, da der ökologische Landbau Pflanzensorten verwendet, die insgesamt robuster sind, und deshalb weniger durch Pestizide geschützt werden müssen. Deshalb gilt unter dem Strich, dass der ökologische Landbau an dieser Stelle wesentlich vertretbarer für die Umwelt ist als der konventionelle.

Tierhaltung im Vergleich

Bio-Bauern halten viel von artgerechter Tierhaltung. Wer sich als Bio-Viehbauer bezeichnen möchte, muss deshalb viele Richtlinien und hohe Standards einhalten. Schlachtvieh darf zum Beispiel nur über kurze Distanzen transportiert werden. Und auch beim Futter soll auf kurze Wege gesetzt werden. Am besten ist die Versorgung der Tiere mit Futter aus hofeigener Produktion, Importe aus Übersee sind zu vermeiden.
Auch die Ausscheidungen der Tiere stehen bei der ökologischen Landwirtschaft im Blickpunkt. Um Stickstoffüberschuss, der sich schädlich auf Böden und Grundwasser auswirkt zu vermeiden, ist die Anzahl der Tiere, die pro Hektar gehalten werden dürfen streng reglementiert.
Auf den ersten Blick sieht dies nach einem positiven Fazit für die ökologische Landwirtschaft aus. Dies ist jedoch nur unterfüttert, wenn Bio-Bauern ihr Vieh grundsätzlich wertschätzen und gut behandeln. Andernfalls verpufft der positive Effekt. Das Vieh gut behandeln können übrigens auch konventionelle Landwirte. Auch wenn ihr Vieh weniger Platz im Stall zur Verfügung hat. Hier kommt es also viel auf den Einzelfall an.

Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen

Was den Nährstoffgehalt ökologische angebauter Lebensmittel im Vergleich mit herkömmlich produzierten Marktfrüchten betrifft, gibt es nur leichte Unterschiede. Bio-Produkte können einen leicht höheren Vitamin- oder Eiweißgehalt haben, müssen aber nicht.
Anders sieht es bei den Pestiziden aus. Hier weisen Bio-Lebensmittel wesentlich weniger Rückstände auf als konventionell produzierte Lebensmittel. Das bedeutet nicht, dass Lebensmittel aus konventionellem Anbau schädlich oder gar giftig für den menschlichen Organismus wären. Die EU-Richtlinien, an die sich Produzenten halten müssen, reglementieren nämlich die Höchstwerte an Pestizidrückständen, die Lebensmittel enthalten dürfen.
Dennoch haben viele Verbraucher ein besseres Gefühl, Obst und Gemüse, das unter Einsatz biologischer Pestizide angebaut wurde, zu sich zu nehmen.